Als Walter Hanna 1957 begegnet, ist sie Mitarbeiterin am
Archäologischen Institut in Athen. Als er sie 1935 kennenlernte, hatte die
Tochter eines jüdischen Professors aus München Hitler-Deutschland verlassen und
studierte in Zürich Kunstgeschichte (wovon Walter natürlich nicht viel hielt). Nach der Trennung von Walter heiratete sie
Joachim Hencke, Walters Freund.Doch die Ehe scheiterte. Über Paris rettete sie sich mit
ihrer Tochter Elisabeth (Sabeth) im Krieg nach London, wo sie BBC-Mitarbeiterin und
britische Staatsbürgerin wurde, den Kommunisten Piper heiratete und ihm nach
Ostberlin folgte. Als er sich auch nach dem 17. Juni 1953, dem Tag der
Niederschlagung des Volksaufstands, als bedingungsloser Parteigänger des
kommunistischen Regimes erwies, verließ sie ihn. Trotzdem behielt sie seinen
Namen: Noch 1957 (also beim Wiedersehen mit Walter)heißt sie Hanna Piper.
Innerlich hat Hanna ihr Leben ganz auf ihr Kind
ausgerichtet. Noch im Alter von vierzig Jahren etwa lernt sie Sabeth zuliebe
Geige. In mancher Beziehung ist sie ein Gegenpol zu Faber: Sie arbeitet als
Archäologin an der Vergangenheit, sie verkörpert ein weibliches Prinzip, das zu
aufopfernder Fürsorglichkeit und zum Irrationalismus. Das ist natürlich das komplette Gegenteil zu Walter. Dieser ist ja ein rein rational denkender Mensch, der nicht viel von Gefühlen hält und im hier und jetzt lebt.Ein prägendes Erlebnis war für sie die Unterhaltung mit
einem blinden Greis, noch während ihrer Kindheit in München. Er wies ihr durch
seine Liebe zur griechischen Antike einen anderen Lebensraum als ihre Welt, die
sie als ungerecht empfand: Gott hatte die Jungen stärker gemacht als die
Mädchen.
Als Walter Hanna wiedersieht ist
sie tüchtig und geachtet. Doch ihr Leben ist in diesem Moment durch den Inzest (also weil Walter mit seiner eigenen Tochter was hatte)
bereits gescheitert. Ihre Lebenslüge war, dass sie glaubte, ein Kind ganz für
sich, ohne Vater, haben zu können.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen