Freitag, 27. Juni 2014

Charakterbeschreibung "Walter Faber"

Walter Faber ist der Protagonist (Hauptperson-/darstgeller) des Buches. Im Roman trägt er den Spitznamen "Homo Faber", was auch zugleich Titel des Romans ist. Die erste Charaktereigenschaft, die einem schon zu beginn des Buches auffällt, ist dass Walter ein sehr rationales Weltbild hat. Alles seiner Meinung nach, lässt sich einfach erklären, errechnen oder wissenschaftlich darstellen („Ich glaube nicht an Fügung und Schicksal, als Techniker bin ich gewohnt mit Formeln und Wahrscheinlichkeiten zu rechnen.“(S. 22)). Sein Leben dreht sich in aller erster Linie um seine Arbeit als Ingenieur bei der UNESCO. Walter verschließt sich auch vor Gefühlen und Emotionen, denn für ihn würde das bedeuten Schwäche zu zeigen. Seine Bewunderung gilt den Dingen, die keine Gefühle zeigen, wie zum Beispiel den Maschinen, welche nur einem bestimmten Ziel entgegen. Sein Ziel ist es wie eine Maschine zu sein bzw. auch so zu arbeiten, denn er empfindet Hoffnungen und Ängste nur als störende nebensache. („Vor allem aber: die Maschine erlebt nichts, sie hat keine Angst und keine Hoffnungen, die nur stören, keine Wünsche in bezug auf das Ergebnis, sie arbeitet nach der reinen Logik der Wahrscheinlichkeit…“ (S.75)). Seinem Beruf als Ingenieur liebt er sehr und geht regelrecht auf, wenn er irgend etwas planen, errechnen, ausführen, erklären oder beaufsichtigen darf. Für Menschen, die zwanghaft arbeiten wollen und nichts mehr anderes anerkennen gibt es eine spezielle Bezeichnung. Solche Menschen nennt man„Workaholic“. Diese stehen unter einem ständigen Arbeitszwang wie eine Maschine („Ich mußte zu meinen Turbinen“ (S. 55). Faber ist nicht nur Realist, sondern auch Perfektionist, was zu seinem technischen Leben passt, denn er ist beruflich äußerst gewissenhaft und verantwortungsvoll „Ich gelte in beruflichen Dingen als äußerst gewissenhaft, geradezu pendantisch; jedenfalls ist es noch nicht vorgekommen, dass ich eine Dienstreise aus purer Laune verzögerte, geschweige denn änderte.“ (S.33). Obwohl Walter schon über 50 Jahre alt ist (Geburtstag am 29. April + Heiratsantrag an Sabeth), hat er ständig wechselnde Freundinnen, die erheblich jünger als er selbst sind.

Der tragische Tod von Sabeth und die erneute Begegnung mit Hanna (seiner Jugendliebe) beginnen etwas in ihm zu verändern. Seine Sicht auf die Welt verändern sich nämlich grundlegend. Er beginnt an Dinge wie Schicksal, innere Wünsche und vorallem Emotionen zu glauben. Zudem gibt er seine Arbeit auf, um verstärkt die angesprochenen Dinge, wie Emotionen und Wünsche, warnehmen zu können. Desweiteren macht sich Walter immer mehr gedanken, wie die Vergangenheit abgelaufen ist, wie er gehandelt hat und was man hätte besser machen können. Gegen Ende des Buches stellt sich Walter zunnehmend seiner Vermutung, dass er Magenkrebs hat und möglicherweise bald sterben muss. Man könnte also sagen, dass er, je näher er dem Tod kommt, auch immer mehr anfängt zu leben.




Wichtige bzw. typische Aussagen von Walter, die einfach seinen Charakter wiedergeben:

"Ich lebe, wie jeder wirklicher Mann, in meiner Arbeit. Im Gegenteil, ich will es nicht anders und schätze mich glücklich, alleine zu wohnen, meines Erachtens der einzigmögliche Zustand für Männer, ich genieße es, allein zu erwachen, kein Wort sprechen zu müssen."(91)
 
"Zu den glücklichsten Minuten, die ich kenne, gehört die Minute, wenn ich eine Gesellschaft verlassen habe, wenn ich in meinem Wagen sitze, die Türe zuschlage und das Schlüsselchen stecke, Radio andrehe, meine Zigarette anzünde mit dem Glüher, dann schalte.."(92)
 
"Warum nicht diese zwei Gabeln nehmen, sie aufrichten in meinen Fäusten und mein Gesicht fallen lassen, um die Augen loszuwerden?" (192)
 
"Sie war allein und glücklich, schwanger zu sein." (201)